Sind es die Mannschaften oder die Spiele? Vielleicht ist es auch die Leidenschaft der Fans. Es ist schwierig zu sagen, warum ein Stadion zum Mythos wird. Es gibt einige Austragungsorte, bei denen Sie bereits beim Eintreten in die Arena Gänsehaut bekommen.
Wenn Mauern sprechen könnten müssten wir damit rechnen, dass sie uns Einiges zu erzählen hätten…
Estádio do Maracanã, Rio, Brasilien
Das brasilianische Nationalstadion hat über all die Jahre einige unglaubliche Fussballspiele erlebt. Für immer jedoch wird es mit dem Maracanazo von 1950 verbunden bleiben, als 200’000 Menschen im Finalspiel der Weltmeisterschaft die Niederlage Brasiliens gegen Uruguay erlebten. Nach dem Schlusspfiff beging ein erschütterter Fan Selbstmord und drei weitere starben durch Herzschläge. Um den Schock zu verarbeiten stieg Brasilien damals auf neue, heute kultig gewordene gelb-grüne Trikots um. Jetzt steigen die Erwartungen, dass die bösen Geister 2014 endgültig besiegt werden könnten – doch zahlreiche andere Mannschaften wären glücklich, weitere brasilianische Herzen brechen zu können.
Eröffnung: 1950
Fassungsvermögen: 78’838 Zuschauer
Stadio Giuseppe Meazza (San Siro), Mailand, Italien
Das Stadion San Siro wurde ursprünglich gemäss einem englischen Stadionmodell, das heisst mit vier Fantribünen und ohne Laufbahnen, für den AC Mailand gebaut. Beim Eröffnungsspiel erhielten die Rossoneri unglücklicherweise gleich den ersten Schock mit einer zerschmetternden Niederlage (6-3) gegen den lokalen Gegner Internazionale. Die zwei einheimischen Giganten teilen sich das Stadion seit 1947 und seither haben hier drei Finalspiele der Europameisterschaft (1965, 1970 und 2001) und Spiele des Weltcups 1990 stattgefunden.
Eröffnung: 1926
Fassungsvermögen: 81’277 Zuschauer
Anfield, Liverpool, England
„Ich sass dort, sah den Fans von Liverpool zu und es lief mir kalt den Rücken hinunter. Eine 40’000-köpfige Menschenmasse vereinte sich zu einer einzigen Kraft, die hinter ihrem Team stand.“ Das sagte Johan Cruyff nach einem Match von Liverpool in Anfield. Die Kop-Fantribüne (benannt nach der Schlacht zwischen Briten und Buren im 2. Weltkrieg, bei der viele Einheimische starben) ist die Seele des Stadions. Das Anfield-Stadion ist wahrscheinlich das Lärmigste der Ersten Liga. Heute ist wieder die Rede von einer Sanierung des ältesten Stadions, das auf unserer Liste steht, doch die Diskussion dauert nun schon seit Jahrzehnten.
Eröffnung: 1884
Fassungsvermögen: 45’276 Zuschauer
Old Trafford, Manchester, England
Das „Theater der Träume“ ist seit dem Abgang von Sir Alex Ferguson für die Gegner vielleicht kein „Theater der Albträume“ mehr, doch es bleibt eines der grossartigsten Stadien Englands (und Fergie ist immer noch zugegen – als Statue ausserhalb der Tribüne, die seinen Namen trägt). Neben den Spielen von Manchester United beherbergte Old Trafford ebenfalls einige Matches des Weltcups 1966 und der Europameisterschaft 96 sowie das Finalspiel der Champions League 2003 (ein spannendes 0:0 zwischen Juventus und AC Mailand).
Eröffnung: 1910
Fassungsvermögen: 75’731 Zuschauer
Wembley, London, England
Es wurde viel genörgelt in England, als vor knapp einem Jahrzehnt das Wembley-Stadion umgebaut wurde – vor Allem auch, weil die Rechnung am Schluss rund £ 800’000’000 betrug. Doch der horrende Preis ist unterdessen vergessen und das Stadion wurde zu einem nationalen Symbol. Im Rahmen der Spielfeldabsenkung fanden die Arbeiter die vergessenen Überreste eines Versuchs, einen „Eiffelturm“ im Norden Londons zu erstellen; als das Projekt scheiterte wurde der Standort stattdessen zum Bau eines Stadions benutzt. Das alte Wembley-Stadion beherbergte 1966 das Endspiel der Weltmeisterschaft – immer noch Englands einzige bedeutende internationale Trophäe – und den Final der Europameisterschaft 1996, als im neuen Stadion bereits zwei Endspiele der Champions League stattgefunden hatten. Hier ist der Fussball wirklich zu Hause – und es gibt viel mehr Toiletten als in irgendeiner anderen Struktur weltweit.
Eröffnung: 1923 (Umbau 2007)
Fassungsvermögen: 90’000 Zuschauer
Camp Nou, Barcelona, Spanien
Europas grösstes Stadion konnte bei den Spielen des Weltcups 1982 bis zu 120’000 Fans fassen – doch heute ist es auf 100’000, ausschliesslich Sitzplätze, beschränkt. Die Spiele in Spanien beginnen manchmal erst um 22 Uhr und enden weit nach Mitternacht. Überprüfungen erweisen sich demnach manchmal als notwendig, denn der dadaistische Computer der La Liga spuckt öfters scheinbar zufällige Daten und Uhrzeiten aus. Wer kein Ticket für ein wichtiges Spiel ergattern kann nutzt die Möglichkeit, ein von den Abonnenten, den Socios, auf www.fcbarcelona.cat in den Tagen vor dem Match zum Verkauf freigegebenes Ticket zu kaufen. Eintrittskarten für den Clasico sind Gold wert.
Eröffnung: 1957
Fassungsvermögen: 99’354 Zuschauer
Estadio Santiago Bernabéu, Madrid, Spanien
Das Heimstadion von Real Madrid ist ein gigantischer lärmiger Hexenkessel, auf dessen Rasen die besten Spieler der Fussballgeschichte die Zuschauer in Verzückung versetzten. Alfredo Di Stéfano, Ferenc Puskas, Luís Figo und Zinedine Zidane stellten die Weichen für ein modernes Team, das auch Gareth Bale und Christiano Ronaldo umfasst. Im Stadion fanden vier Endspiele des Europacups und 1982 das Finalspiel des Weltcups statt, bei dem Italien Westdeutschland besiegte. Nach endlosen Problemen mit Tauben, die im Stadion Neste bauten und den Rasen ruinierten verpflichteten die Blancos eine Truppe Vogelhalter und ihre hungrigen Falken. Damit war das Problem gelöst!
Eröffnung: 1947
Fassungsvermögen: 85’454 Zuschauer
Estadio Azteca, Mexiko Stadt, Mexiko
Das erste Stadion, in dem zwei Weltcup-Finalspiele (1970 und 1986, beide Klassiker) ausgetragen wurden ist auch das Stadion, in dem 115’000 Menschen Maradonas legendäre „Hand Gottes“ und das „Jahrhunderttor“ gegen England sahen. Im grössten Stadion, in dem nur Fussball gespielt wird, stemmten Pele und Maradona den Cup in die Höhe. Nirgendwo anders ist Fussball ist lebenswichtiger als im „Azteca“.
Eröffnung: 1966
Fassungsvermögen: 105’064 Zuschauer
Estadio Alberto J. Armando (La Bombonera), Buenos Aires, Argentinien
Die Bombonera im Herzen des Viertels La Boca, dem Hafenbezirk von Buenos Aires, ist das Heimstadion der Boca Juniors, einer der erfolgreichsten und kultigsten Fussballmannschaft Lateinamerikas. Da Stadion ist berühmt für seine ungewöhnliche Form, mit drei Tribünen und einer Seitenwand mit Logenplätzen. Die Atmosphäre bei einem Superclasico zwischen Boca und dem lokalen Rivalen River Plate ist eine der intensivsten sportlichen Erfahrungen, die man weltweit machen kann: hier lassen die Fans der Boca im wahrsten Sinne des Wortes die Erde erbeben!
Eröffnung: 1940
Fassungsvermögen: 49’000 Zuschauer
Allianz Arena
https://www.youtube.com/watch?v=NNh-Rjl-xi0
Das jüngste Stadion auf unserer Liste (ausser dem neuerstellten Wembley) und Heimstadion von Bayern München ist ein technisches Wunderwerk. Die Aussenwand der Arena ist mit Platten bedeckt, die je nach dem im Innern stattfindenden Ereignis die Farbe wechseln können. So glänzt das Stadion rot, wenn die Bayern in ihrem Heimstadion spielen. Die lokalen Polizeibehörden legen grossen Wert darauf, dass die Arena einfache Farbschemen verwendet – denn das Stadion kann von der nahegelegenen Autobahn aus gesehen werden und komplexe Farbkombinationen haben zu Autounfällen geführt. Das berühmteste bisher im Stadion ausgetragene Match war das Finalspiel „Dahoam“ (daheim…) der Champions League 2010 als die Bayern nach 120 Minuten Vorherrschaft auf dem Rasen im Penaltyschiessen gegen Chelsea verloren.
Eröffnung: 2005
Fassungsvermögen: 71’437 Zuschauer
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